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„100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Letter"


22.03.2002 – 26.05.2002

Aus Anlass ihres 100-jährigen Geburtstages hat die Freiwillige Feuerwehr Letter den Wunsch geäußert, hierzu eine Sonderausstellung im Seelzer Heimatmuseum durchzuführen. Dieser Bitte ist der Museumsverein gerne nachgekommen.


Die Feuerwehrkameradinnen und -kameraden haben viele interessante Dinge zusammengetragen und wollen damit den Werdegang der Wehr bis zu ihrem heutigen Stand deutlich machen.

100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Letter


In unserer Stadt Seelze haben wir elf Freiwillige Feuerwehren, je eine für jedes ehemals selbständige Dorf. Die älteste Wehr von 1896 stammt aus Seelze, 1889 folgte Harenberg, 1900 Kirchwehren und am 1. April 1902 wurde die Lettersche Freiwillige Feuerwehr gegründet.  


Hierdurch wurde eine Pflichtfeuerwehr für Letter vermieden. Der Landrat des damaligen Landkreises Linden hatte aufgrund des vollkommen vernachlässigten Feuerlöschwesens gefordert, dass in Letter umgehend entweder eine Pflichtfeuerwehr oder eine Freiwillige Feuerwehr gegründet wird.

Der Gemeindevorsteher von Letter, Engelke, hatte zuvor dem Landrat mitteilen müssen, dass nur zwei zerbrochene Einreißhaken und einige Löscheimer vorhanden seien. Zu jener Zeit hatte Letter immerhin bereits etwa 75 Wohnhäuser und rd. 700 Einwohner.


Außer gutem Willen hätten die bei einer Pflichtfeuerwehr zum Löschen verpflichteten Grundbesitzer kaum etwas zum Bekämpfen eines Brandes beitragen können. Es gab keine Ausbildung zum Feuerlöschen, keine Übungen, keine wirksamen Löschgerätschaften, obwohl die Feuersgefahren damals sicher viel größer waren als heute. Dazu trugen besonders die dichtgedrängte Bebauung, leicht brennbare Baustoffe, offene Feuer- und Kochstellen in den Häusern, leichtsinniger Umgang mit Kerzen- und Petroleumlicht und das auf den Böden gelagerte Heu und Stroh bei. So konnten schnell große Schadensfeuer entstehen, wie z. B. am 30. Juli 1755 in Seelze. Dabei wurde fast die Hälfte aller Seelzer Gebäude einschließlich der Kirche ein Opfer der Flammen   (Heft 2 der Seelzer Geschichtsblätter vom Januar 1989).  

Burhorn,

Alarmierung bei Feuer

Alter Löscheimer

Die kurz vor 1750 aufgekommenen ersten Handspritzen waren keine wirkliche Hilfe. Um damit löschen zu können, mussten Wasserbottiche an die Brandstätte herangeschleppt und mit Wasser gefüllt werden, wenn denn welches vorhanden war. Von ihrer Leistung her waren die ersten Handspritzen überhaupt nicht in der Lage, ein größeres Feuer zu löschen. Das damals auch für Letter zuständige Amt Blumenau schaffte zwar 1770 die erste deutlich wirksamere Schlangenfeuerspritze an, doch war diese in Luthe stationiert und konnte in Letter nicht eingesetzt werden.


Der Heimatforscher Ernst Bock (seit 1906 Lehrer in Letter) berichtet in seiner Dorfchronik der Gemeinde Letter:

„In Letter wurde das Feuerlöschwesen vollkommen vernachlässigt. Die Feuerherren, die das Vorhandensein der Löschgeräte in jedem Haus zu kontrollieren hatten, gingen nicht mehr im Dorf herum und vernachlässigten ihre Pflichten. Im Jahre 1885 brannte Windelers Stall (heute Stöckener Straße 31). Man stand dem Brande machtlos gegenüber. Als man mit Windelers Latrinentonne vom „Hohen Ufer“ der Leine Löschwasser geholt hatte und damit zurückkam, war die Scheune bereits völlig niedergebrannt.“

Handfeuerlöscher

Aufgrund der Aufforderung des Landrats, für Letter eine Pflicht- oder Freiwilligen-Feuerwehr zu schaffen, hat die Realgemeinde (Gemeinschaft der Landbesitzer) am 24. März 1902 beschlossen, eine Freiwilligen-Feuerwehr - unsere heute nunmehr 100 Jahre alt gewordene Ortsfeuerwehr - zu gründen.


Die Gründungsversammlung der Wehr fand statt am 1. April bei der bereits 32 Männer; zumeist Hauseigentümer aber auch andere Bürger, der Wehr beitraten. Am 1. Mai 1902 übergab Gemeindevorsteher Engelke der Wehr eine neue Feuerspritze.


Nach einer Übung mit der neuen Spritze wurde gefeiert und beschlossen, diesen Tag als Stiftungstag zu begehen.

Der durchschnittliche Stundenlohn eines Chemiearbeiters betrug 1902 = 33 Pfennige = 19,85 Mark Wochenlohn bei 60 Stunden wöchentlicher Arbeitszeit. Ein Arbeiter im Baugewerbe erhielt im selben Jahr einen Stundenlohn von durchschnittlich 34 Pfennigen = 20,62 Mark Wochenlohn bei ebenfalls 60 Stunden wöchentlicher Arbeitszeit. Für den Eintritt in die Freiwillige Feuerwehr und für den Uniformrock mussten die Kameraden damals somit mehr als 39 bzw. 38 Stunden arbeiten. Für 13 Mark konnte man 1902 = 38 Kilo Roggenbrot oder 8,8 Kilo Schweinefleisch oder 106 Liter Milch kaufen. Diese Zahlen machen deutlich, welches große finanzielle Opfer die Feuerwehrkameraden damals auf sich genommen haben.

Der Aufbau der Freiwilligen Feuerwehr Letter schritt zügig voran. Die notwendigen Löschgerätschaften wurden angeschafft. Im Jahre 1908 erhielt die Wehr das Spritzenhaus an der heutigen Stöckener Straße Nr. 11. Der ehemalige Schlauchturm ist noch bis heute auf dem Grundstück der Tischlerei Behrens erhalten geblieben. Auf dem Grundstück des längst abgerissenen Spritzenhauses, welches ab 1964 u.a. auch die Heimatstube beherbergte, stand bis zum Jahre 1900 die Kapelle der evangelischen Kirche (Heft 2 der Seelzer Geschichtsblätter; Ortschronik Tiefuhr S. 40).


Den weiteren Werdegang der Freiwilligen Feuerwehr Letter kann man nachlesen in der jetzt zum 100-jährigen Jubiläum erschienen Festschrift und außerdem - ab Seite 330 - in der von Heinrich Tiefuhr 1989 herausgegebenen Ortschronik Letter, die es heute noch im örtlichen Buchhandel zu kaufen gibt.

Feuerwehrgerätehaus

(heute Stöckener Straße 11) 1908 - 1969

Motorspritze von 1928

Man kann es nicht deutlich genug betonen: der Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Letter, der heute in vielen Fällen ganz anders aussieht als vor hundert Jahren, verdient Achtung und Anerkennung aller Einwohner. Der Freiwilligen Feuerwehr Letter, als einer Selbsthilfeeinrichtung der Bürger für ihre Mitbürger, gebührt großer Dank, auch für alles, was sie über Hilfeleistungen hinaus für das Gemeinschaftsleben in unserem Ort tut.


(Text: Karl-Heinz Pfeiffer, Seelze, den 22.3.2002)


Text und Bilder sind in einem Begleitzettel zur Ausstellung im Museum erhältlich.


Löschmaschine aus dem Jahre 1800

In der Ausstellung wird dargestellt, welchen Wandel die Freiwillige  Feuerwehr Letter im Laufe von Hundert Jahren erlebt hat; ebenso wie die übrigen Feuerwehren in der Stadt Seelze. Den Besuchern werden die ständigen Bemühungen um eine Verbesserung des Löschwesen gezeigt. So gibt es z. B. neben historischen Feuerwehrausrüstungen auch moderne Feuerwehrschutzkleidung und -ausrüstung zu besichtigen.


Fotos, schriftliche Unterlagen und Aufzeichnungen über Einsätze in vergangenen Zeiten machen deutlich, in welchem Umfang Frauen und Männer freiwillig und ehrenamtlich tätig geworden sind, um die Einwohner und ihre Habe zu schützen.

Die Gründung dieser Wehr war der Beginn eines geordneten Feuerlöschwesens in Letter. Jetzt konnte daran gegangen werden, die Männer, die freiwillig bereit waren zum Feuerlöschen, auszubilden, zu schulen und praktisch üben zu lassen. Die Freiwilligen mussten nicht nur ihre Zeit opfern sondern auch für ihren Dienst am Nächsten etwas aus eigener Tasche bezahlen. Das Eintrittsgeld für jedes Mitglied betrug 3 Mark und der Monatsbeitrag 25 Pfennige. Das war damals viel Geld, und die Kosten für den Uniformrock, die etwa 10 Mark ausmachten, mussten auch noch von den Mitgliedern der Feuerwehr persönlich getragen werden (insgesamt = 13 Mark).

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